Jak. Ferd. Rudolph Das Vaterland
1797 - ? O Vaterland, dir soll mein Lied ertönen!
In süßem Nachhall längst
entschwund’ner Zeiten
Laß sanft erzittern meiner
Lyra Saiten!
Vernimm den Treuen unter
deinen Söhnen!
Wo einst die Kinderjahre
mir, die schönen,
In buntem Gaukelspiele
hinzugleiten
Gewährt so viele
Himmelsseligkeiten,
O dorthin wieder tragt
mich, ihr Kamönen!
Ihr trauten Thäler, Haine,
Bäche, Wiesen,
Die ihr belebtet meiner
Jugend Träume,
Laßt immerhin euch aus der
Ferne grüßen!
Wer für sein Vaterland das
Herz verloren,
Der ist nicht werth, daß
ihm ein Gräschen keime,
Er ist nicht einmal werth,
daß er geboren!
Jak. Ferd. Rudolph Hellenengruß
Giehrl an
die landende bayerische Flotte
1797 - ?
Glück
auf, Ihr Männer aus dem Bayerlande,
Ihr Brüder, aus der Ferne
uns gesendet!
Mit euch kommt Heil und
Rettung uns gespendet.
Seyd uns gegrüßt an Hellas
altem Strande!
Geschlagen waren wir in
Sklavenbande,
Der Tyranney war unser Blut
verpfändet.
Durch Bayern's Ludwig hat
sie nun geendet.
Er gibt uns selbst den
theuern Sohn zum Pfande.
Die Schiffe kommen
freundlich hergezogen
Aus fernen, rühmlich längst
bekannten Zonen,
Wo Bayerns treue
Völkerstämme wohnen.
Triumph! zieht ein durch
hehren Siegesbogen!
Um beider Völker sichern
Bund zu gründen,
Muß ihn ein blau und weißes
Band umwinden!
Giehrl
1797 - ? Wie lohnend ist’s, im Bunde der Kamöen
Auf tadelloser Rosenbahn zu
wallen!
Glaub’ mir, den Musen kann
nur der gefallen,
Wer ein veredelt Herz
bewahrt dem Schönen!
Wer frevelnd je die Tugend
kann verhöhnen,
Erhebt umsonst zu Phöbus
Sonnenhallen
Den Blick; ihm wird kein
Musenbeifall schallen,
Kein Lorber ihn, den
Schuldbelad’nen, krönen.
Nur an die reine Brust
schmiegt sich die Leier,
Und nur aus unentweihter
goldner Schale
Ergießt Apollo dir sein
heilig Feuer.
Nur mit der Tugend seltnem
Schmuck versehen
Magst du dich nah’n der
keuschen Musenhalle,
Wo heil’ger Sänger Gottes
Schatten wehen!
Giehrl
1797 - ? Wenn ich recht innig will zum Himmel flehen;
Muß ich hinaus erst in das
Freie gehen,
Muß Gottes wundervolle
Schöpfung sehen
Und unter seinem reinen
Himmel stehen.
Kann nun mein Aug’ das
Unermeß’ne schauen
Und rings erfassen Felder,
Wald und Auen;
Regt sich in mir ein
heiliges Vertrauen
Und mahnet mich, auf Gottes
macht zu bauen.
Ein süßes, wonnespendendes
Entzücken
Heißt mich hinauf zum
fernen Aether blicken,
Und jetzt erfaßt den Geist
ein heilig Wesen.
Ich falte, kindlich betend,
meine Hände:
„Nach Deinem Willen, Herr,
mein Schicksal wende!“
Und schnell fühl’ ich mein
Herz von Gram genesen.